1 - Neue Ergebnisse aus der Glaukomforschung [ID:1218]
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Die Augenforschung gehört zu den Schwerpunkten der Universität Erlangen-Nürnberg, die Optik gehört auch dazu.

Die Glaukomforschung gehörte insofern mit hinzu, als wir diesen Sonderforschungsbereich 5.3.9 Glaukome einschließlich Pseudoexfoliationsglaukom hatten,

der über den gesamten Zeitraum von zwölf Jahren hier in Erlangen gefördert wurde.

Und dass diese Forschung so wichtig ist, das kann man eigentlich durch diese Zahlen unterlegen. Glaukome sind neben Diabetes, Melitis und der Markuladegeneration

die häufigsten Ursachen irreversibler Erblendung in Europa und sie wissen, wie wichtig das Sehorgan für uns ist.

In Deutschland gibt es etwa 950.000 Patienten mit primärem Offenwinkelglaukom, der häufigsten Glaukomform, und etwa 80.000 Menschen sind erblindet.

Das ist natürlich ganz im Vordergrund, aber ein bisschen interessant ist es vielleicht auch mal zu wissen, in Deutschland beträgt das Blindengeld 480 Millionen nur für die Glaukomblinden

und die kriegen nicht besonders viel Geld. Also da ist die ganze Therapie überhaupt noch nicht drin, sodass ich denke, dass ein Sonderforschungsbereich,

die Unterstützung dieser Forschung wirklich sinnvoll ist, wenn wir da tatsächlich etwas Neues herausbekommen haben.

Hauptrisikofaktoren der Erkrankung sind neben der oculären Hypertension, das heißt der Augeninnendruck ist erhöht.

Das Alter spielt eine wichtige Rolle, aber eben auch dieser erhöhte Augeninnendruck.

Und wenn man diese Glaukombildung verhindern will, dann muss man die Erkrankung möglichst rechtzeitig erkennen.

Was ist ein Glaukom? Die Definition heißt chronisch degenerative Erkrankung des Sehnerven oder Optikusneuropathie.

Was verbirgt sich dahinter? Ich darf vielleicht ganz kurz aussuchen und sagen, dass die Netzhaut, die den größten Teil des hinteren Augenabschnittes ausmacht,

sogenannte gangligen Nervenzellen hat, deren Fortsätze sich miteinander verbinden und dann das Auge als Sehnerv verlassen,

um die Informationen des Lichteinfalls ans Gehirn weiterzuleiten. Und wenn wir jetzt also, das ist der Sehnerv oder Nervusoptikus,

Optikusneuropathie heißt Erkrankung des Sehnerven, chronisch degenerativ ist eine chronische Erkrankung, degenerativ heißt, dass diese Fortsätze allmählich zugrunde gehen.

Und wir haben dann an der Stelle, an der der Sehnerv das Auge verlässt, an dieser Stelle, die nennen wir den Sehnervenkopf oder die Papillanervioptizie,

haben wir dann weniger Sehnervenfasern und dadurch delt sich dann der Sehnerv etwas ein und wir nennen das eine Exkavation und das ist ein Zeichen für die Erkrankung.

Und viele von Ihnen glaube ich kennen diese Ausdrücke. Was ist der Sonderforschungsbereich gewesen?

Sonderforschungsbereich ist, wie Sie wissen, ein Zusammenschluss ganz verschiedener Institutionen und hier waren neben Institute der Medizinischen Fakultät,

also Augenklinik natürlich ganz wichtig, aber auch Biochemiker, Mustererkennner von der Informatik aus der Technischen Fakultät, die Naturwissenschaftliche Fakultät war beteiligt.

Also ein interdisziplinärer Zusammenschluss von Gruppen, die sich mit der Frage beschäftigt haben, was könnte denn die Ursache der Erkrankung sein und wie kann man die Diagnostik verbessern.

Und ich glaube es ist ein bisschen erwähnenswert, weil es meistens eher umgedreht ist. An unserem Sonderforschungsbereich haben sich alle diese Gruppen aus Amerika angeschlossen.

Wir hatten hier vieles, wofür wir nicht das Material hatten. Wir konnten zum Beispiel keine transgenen Tiere herstellen, wir hatten keine Spenderaugen und so weiter.

Und das haben wir alles aus Amerika bekommen und die Gruppen sind hier nach Erlangen gekommen und haben sich als Teil des SFBs gefühlt und haben bei uns Sybatik gemacht und bei uns geforscht.

Also darauf waren wir ein bisschen stolz. Die Frage ist, wenn ich davon spreche, das Wesentliche ist, die Früherkennung zu unterstützen, damit rechtzeitig therapiert werden kann.

Warum eigentlich? Warum merken wir nicht, wenn da Fasern ausfallen? Warum ist das so wichtig, dass man die Früherkennung beschleunigt und dass man die Patienten rechtzeitig erwischt?

Eigentlich müsste der Patient doch merken, wenn seine Sehnerven ausfallen. Um das ein bisschen zu erklären, warum das so ist, mache ich mit Ihnen einen ganz kleinen Ausflug in den Sehvorgang an sich,

dass Sie überhaupt mal wissen, was Sehnen eigentlich ist. Und da ist es so, dass schon 1625 ein Herr Schneider bei Rinderaugen den Hinteren die Lederhaut, den weißen Teil, weggenommen hat und dann von hinten in das Auge hineingeschaut hat

und die Theorien von Kepler und Descartes unterstützen konnte, dass das Auge eine Art Kamera ist. Wenn ich hier einen Gegenstand habe, dann wird der gebrochen durch die Hornhaut und die intraokuläre Linse umgedreht verkleinert auf der Netzhaut als Bildschirm dargestellt.

Aber wie ist dieser Bildschirm dann eigentlich? Erstmal sehen Sie, dass er nicht gerade ist, sondern die Netzhaut kleidet bis hierher den hinteren Augenabschnitt aus und da sehen Sie, dass das Ganze schon mal gebogen ist.

Was völlig verrückt ist, ist, dass hier durch den Sehnerven an der Sehnervenpapille, also dem Austritt des Sehnerven, dass hier Gefäße ins Auge eintreten, wunderbar für den internistischen Gebrauch.

Wir können da direkt die Gefäße angucken und sehen, ob jemand Gefäßveränderungen hat, aber die liegen im Strahlengang, also vor der Netzhaut.

Dann haben wir noch eine Besonderheit, und die besteht darin, dass das Auge eigentlich ausgestülptes Gehirn ist.

Ganz früh in der Entwicklung, in den ersten Wochen schon, stülpt sich das Gehirnbläschen aus, kriegt Kontakt mit der äußeren Haut, dann stülpt sich die Augenblase ein, wird zum Augenbecher und die äußere Haut stülpt sich auch ein,

bildet die Linse und darüber die Hornhaut, sodass wir hier die Netzhaut, das wird nachher die Netzhaut, dieser Gehirnteil, dass diese Netzhaut Gehirn ist.

Und Gehirn zu dieser frühen Entwicklungszeit besteht immer aus drei Schichten von Nervenzellen.

Das heißt also, wir haben hier, das Bild haben Sie schon gesehen, drei Lagen von Nervenzellen, weil das Gehirn ist.

Und das Verrückte ist, dass die Rezeptoren, die Stäbchen und Zapfen, die eigentlich auf den Lichtreiz reagieren, dass die ganz außen liegen, das sind hier die Stäbchen und Zapfen, das sind die zugehörigen Zellen.

Jetzt wird die Information schon verarbeitet, wird an eine zweite Zelllage weitergegeben und dann an eine dritte Zelllage.

Und diese Information, das ist dann der Sehnerv, die zum Gehirn gelangt.

Aber, und das heißt, hier ist der Lichteinfall, das heißt, dass das, was wir nehmen, diese Kerze, dass das Bild der Kerze auf diese gebogene Netzhaut fällt und dann erstmal durch alle diese Schichten, das sind neun Schichten, gestreut wird, denn da ist ja eine Streuung da drin, bevor das Bild hier hinten ganz außen ankommt.

Aber das ist noch nicht alles. Die Information wird auch nicht eins zu eins weitergeleitet, denn wir verarbeiten ja natürlich schon, sondern im größten Teil der Netzhaut haben wir, wir nennen das Konvergentschaltung, also wenn hier jetzt diese Fotorezeptoren erregt worden sind,

dann wird die Information zusammengefasst und diese eine Zelle, die gibt das Ganze zum Gehirn weiter. Wir haben also eine Zerstreuung des Bildes und dann wird das Zerstreute etwas zusammengefasst und dem Gehirn weitergeleitet.

Aber wir haben eine Stelle im Auge und die ist ein Quadratmillimeter groß und nicht größer. Und an dieser Stelle, die nennen wir das Seeloch oder Fovea centralis.

Und an dieser Stelle sind die Schichten zur Seite gelagert, sodass die Rezeptoren so weit dicht wie möglich am Strahlengang liegen.

Und hier ist es nochmal in der Aufsicht. Hier ist diese Stelle und jetzt sehen Sie, dass die Gefäße diesen Bereich auch freilassen.

Und dadurch, dass die Gefäße hier nicht sind, sieht das gelb aus und nicht rot, wie sonst der Augenhintergrund, das kennen Sie vom Fotografieren.

Und deshalb nennen wir sie gelber Fleck oder Makula lutea. Und ich fürchte, dass Sie von einer Makula Degeneration schon etwas gehört haben. Das ist ja sehr steigend in der Zeit.

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Elke Lütjen-Drecoll Prof. Dr. Elke Lütjen-Drecoll

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:38:30 Min

Aufnahmedatum

2010-04-29

Hochgeladen am

2011-04-11 13:53:29

Sprache

de-DE

Glaukome (grüner Star) gehören zu den häufigsten Formen von Erblindung in Europa. Im Sonderforschungsbereich 539, der für 12 Jahre gefördert wurde, konnte die Früherkennung der Erkrankung verbessert und die Kenntnisse der Ursachen erweitert werden.
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